Der Gänse- und Kuhanger

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Kurztext Gänse- und Kuhanger
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Kurztext große Masch
GPS-Koordinaten:
51° 36′ 54.5″ N
9° 55′ 39.0″ E

Gänse- und Kuhanger: eine wechselvolle Geschichte

Beginn des Wegs entlang des Gänse- und Kuhangers
Beginn des Wegs entlang des Gänse- und Kuhangers

Die mit Bäumen bewachsene Fläche, die nordwestlich Ihres Standortes zu sehen ist, heißt Gänseanger. Wie der Name nahe legt, wurden früher die Gänse des Dorfes Angerstein gemeinschaftlich auf den Gänseanger getrieben. Der Gänseanger war seinerzeit eine mit alten Obstbäumen bestandene Grünfläche. In der nordwestlichen Ecke des Gänseangers ist das alte, nicht mehr in Betrieb befindliche Klärwerksgebäude einer 1959 hier errichteten Kläranlage des Dorfes Angerstein zu sehen.

Der in westliche Richtung führende Weg überquert nach ca. 50 Metern den Bach Weende, der den Gänseanger vom Kuhanger trennt. Auf das Grünland wurden bis 1939 die Kühe des Dorfes getrieben. Hier standen auch einige Lindenbäume, die bis heute erhalten geblieben und zu einem Naturdenkmal erklärt worden sind. Leider musste ein besonders stattliches Exemplar nach einem Sturm gefällt werden. Der dicke Stamm ist liegen geblieben und heute fast vollständig von Moos überwachsen. Er stellt einen wertvollen Lebensraum, z.B. für auf Totholz angewiesene Käferarten und deren Larven dar.

Das Erscheinungsbild beider Flächen sollte sich jedoch grundlegend ändern. Von 1987 bis 1989 wurde auf dem Gänse- und Kuhanger Kies abgebaut. Während die Kiesgrube am Gänseanger anschließend direkt wieder verfüllt wurde, blieb diese am Kuhanger als offenes Stillgewässer erhalten. Nur ca. 15 Meter hinter der Weende-Brücke führt ein schmaler Pfad zu dem kleinen See. Hier können Sie mit etwas Glück den Eisvogel beobachten. Aber auch Stockenten und Blässhühner lassen sich hier beobachten. Nach Ende des Kiesabbaus wurden im Zuge der Renaturierung auch die Obstbäume auf dem Gänseanger angepflanzt. Die beiden Flächen mit einer Gesamtgröße von etwa 4 ha sollen als besondere Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten bleiben.

Folgen Sie dem Weg weiter in westliche Richtung bis zu seinem Ende an einem gerade in Nord-Süd-Richtung verlaufendem schnurgraden Wirtschaftsweg, ist in westlicher Richtung ein weiteres Stillgewässer zu sehen, welches zwischen 1967 und 1979 ebenfalls durch Kiesabbau entstanden ist.

 Von der großen Masch zur Agrarlandschaft

Landwirtschaftlich geprägte Große Masch
Landwirtschaftlich geprägte Große Masch

Wenn Sie ihre Blicke am Standort in südliche Richtung schweifen lassen, fällt eine Landschaft auf, die stark durch eine intensive, landwirtschaftliche Nutzung geprägt ist. Dies war aber nicht immer so.
Die Leineaue, wie auch die Auen der anderen Flussläufe des Weser- und Leineberglandes, zeichnet sich durch basen- und nährstoffreiche Auelehmdecken aus, die durch Abschwemmungen von Lehm und Löß im Einzugsbereich der Fließgewässer und Ablagerung in den Auen bei Hochwasser entstanden sind.
Auf historischen Karten aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist zu sehen, dass die Leine und auch die Weende auf ihrem Weg durch das weite Tal ursprünglich viele weite Flussschlingen (Mäander) ausgebildet hatte. Dies stellt den natürlichen Verlauf eines Fließgewässers dar. Regelmäßig kam es zu weitreichenden Überschwemmungen der angrenzenden Flächen bei Hochwässern. Die alte Bezeichnung des Landstrichs zwischen der Leine im Westen und der Weende im Osten bis in die Höhe der Ortschaft Bovenden im Süden als „Die große Masch“ weist darauf hin, dass das Gebiet lange sehr feucht und landwirtschaftlich nicht nutzbar war. So prägten ausgedehnte Feucht- und Nasswiesen mit temporären Flachwasserbereichen, Beständen von Binsen, Seggen und Schilf sowie anderen Feuchtigkeit liebenden Pflanzenarten, wie z.B. Kuckuckslichtnelke, Wiesenschaumkraut und Schierling, die Landschaft. In den Sommermonaten konnte das Grünland teilweise als Weiden für Schafe und Ziegen genutzt werden.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Leine und die Weende, wie auch fast alle anderen Flüsse in Deutschland begradigt und ausgebaut. Ab Mitte der 1950er Jahre wurden in Zusammenhang mit der Flurbereinigung zumeist schnurgerade Entwässerungsgräben angelegt, um die feuchten Wiesen trockenzulegen. Gleichzeitig wurden auch befestigte Wirtschaftswege geschaffen. Das Material dafür stammte im Wesentlichen aus dem Steinbruch am Grebenberg. Im Zuge der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft wurde sämtliches Grünland in Ackerland umgewandelt und so ein einmaliger, artenreicher Lebensraum zerstört. Eine stetig zunehmende Intensivierung der Landbewirtschaftung, verbunden mit dem Einsatz von synthetischen Düngemitteln und chemischen Pflanzenschutzmitteln, lässt vielen Tier- und Pflanzenarten keinen Platz mehr zum Überleben.

Standort

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