Die Leine-Ilme-Senke

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Kurztext Die Leine-Ilme-Senke
GPS-Koordinaten:
51° 48′ 36.806″ N
9° 53′ 35.696″ E

Die Leine-Ilme-Senke

Die Leine-Ilme-Senke
Üppige Schilfbestände begleiten das Flussufer der Ilme.

Die Leine-Ilme-Senke stellt eine der wesentlichen naturräumlichen Einheiten im südlichen Niedersachsen dar. Zu ihr gehören der Göttinger Leinegraben, das Moringer Becken, die Leineaue, der Northeimer Leinegraben, das Northeimer Keuperhügelland und das Einbeck-Markoldendorfer Becken.

Der Standort hier an der Ilme gehört zur Leineaue, die sich in einem schmalen Band von der Quellregion in Thüringen bis auf die Höhe von Einbeck zieht.

Die Ilme ist ein ca. 30 km langer Nebenfluss der Leine, der im Solling entspringt und bei Volksen, am Südrand von Einbeck, in die Leine mündet. Sie wurde, einschließlich mehrerer Nebenbäche mit einer Gesamtfläche von 706 ha, als FFH-Gebiet (Nr. 128/Kennziffer 4124-302) ausgewiesen.

 

Bachforellen (Salmo trutta fario) und Groppen (Cottidae) sind in der Ilme anzutreffen und als Besonderheit ist das Vorkommen des Bachneunauges (Lampetra planeri) zu nennen. Die einst vorhandene Äsche (Thymallus thymallus) soll wieder angesiedelt werden. Torfmoose (Sphagnum) bilden im Quellbereich einen großflächigen Bewuchs. Im Wasser kommen u.a. Krauses Laichkraut (Protamogeton crispus) und Wassermoose (Depranocladus) vor. Am Oberlauf sind die Uferbereiche meist mit Fichten (Picea) bestanden, am Unterlauf kommen dagegen Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) und Weiden (Salix) vor. In Ufernähe finden sich oft Brennnesseln (Urtica) und Sauergrasgewächse (Cyperaceae).

Unsere Flüsse sind in der Vergangenheit u.a. für die Schifffahrt, den Hochwasserschutz und eine intensivierte wirtschaftliche Nutzung stark umgestaltet worden. Vor allem durch Stauregelungen, eine der Schifffahrt und dem Hochwasserschutz angepassten Umgestaltung des Wasserbettes und die Entkoppelung der Flüsse von der Aue ist es zu gravierenden Änderungen in den Lebensgemeinschaften gekommen. Zur Reduzierung der Tiefenerosion wurden oft quer zur Fließrichtung des Flusses verlaufende Regelbauwerke (Sohlschwellen) errichtet. Da solche Sohlschwellen von Wasserlebewesen nicht überwunden werden können, werden sie oft zu Sohlgleiten oder Sohlrampen umgestaltet. Eine gute Möglichkeit, Fischen die Überwindung von Stauwehren, Wasserkraftanlagen oder Wasserfällen zu ermöglichen, bieten sogenannte Fischtreppen (Fischwanderhilfen).

Im Jahr 2000 wurde die europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) erlassen, die zum Ziel hat, alle Gewässer in den Mitgliedsstaaten der EU in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu bringen. Bis zum Jahr 2003 musste diese Richtlinie in nationales Recht umgesetzt werden.

Im Jahr 2009 hat der Leineverband den Schlussbericht des Modellprojekts „Umsetzung der EG Wasserrahmenrichtlinie im Teilgebiet 18 Leine/Ilme“ veröffentlicht. Im Rahmen dieses Projektes, das geeignete Bereiche der Flüsse Ilme, Leine und Garte (Nebenfluss der Leine, südlich von Göttingen) umfasste, wurden Maßnahmen analysiert und erarbeitet, um den naturnahen Charakter der Gewässer zu verbessern und wiederherzustellen.

Unter der Leitung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat sich eine Gebietskooperation für das Teilgebiet 18 gebildet, die u.a. aus Vertretern der angrenzenden Kommunen, der Landwirtschaftskammer, von Wasserversorgern, Fischereiverbänden und der Forstverwaltung besteht. Die Geschäftsführung unterliegt dem Leineverband.

Zum Erreichen der Ziele gemäß Wasserrahmenrichtlinie werden für prioritäre Gewässer – so auch für die Ilme – sogenannte Wasserkörper-Datenblätter mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht, die in der Regel alle 6 Jahre herausgegeben und aktualisiert werden (letzter Stand 2016). Als wesentliche Defizite sind dort die Einträge aus Siedlungsflächen, diffuse Nährstoffeinträge und lokale Erosionserscheinungen sowie eine mangelnde Passierbarkeit für Tiere (Durchgängigkeit) genannt. Bis auf Ausnahmen seien das Sohlsubstrat allerdings gewässertypisch und die Artendefizite nur gering. Probleme bereitet die zunehmende Trockenheit. So wurde schon vor den Trockenjahren ab 2018 beobachtet, dass längere Teilstrecken im Oberlauf der Ilme zeitweise trockengefallen waren. Positiv hervorzuheben seien die neuerlichen Ausbildungen von Mäandern. Der Oberlauf der Ilme sei weitgehend naturnah strukturiert erhalten geblieben. Die chemischen Parameter lägen im guten bis sehr guten Bereich, während der chemische Gesamtzustand eher als schlecht zu bezeichnen sei. Die Wirbellosenfauna zeige hier eine nahezu mittelgebirgstypische Besiedlung. Negativ zu Buche schlagen hier die Fichtenmonokulturen in der Aue und die forstwirtschaftlichen Betriebsmaßnahmen.

Im Jahr 2011 wurde bei Hullersen eine Wehranlage zurückgebaut (der Hullersche Überfall), um die Durchgängigkeit für Fische und andere Flussbewohner zu verbessern.

Mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) wurde unter der Leitung des Leineverbandes 2018 das Projekt „Renaturierung der Ilme und Rückbau des Kulturstaus in Einbeck“ umgesetzt. Auf einer Strecke von etwa 1,2 km wurde u.a. eine stauende Spundwand entfernt, die für viele im Fluss lebende Tiere ein unüberwindbares Hindernis dargestellt hatte. Zur Reduzierung des Fließgefälles wurden 16 Steinriegel errichtet. Durch das Entfernen von den weniger gut geeigneten Pappeln (Populus) und das Anpflanzen von Erlen (Alnus), Weiden (Salix) und Eschen (Fraxinus) sollen sich in einer neu geschaffenen Aue verbesserte Lebensbedingungen für verschiedene Tier- und Pflanzenarten entwickeln (s. Info-Tafel am Standort).

 

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