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Kurztext Der lokale Naturraum |
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Der lokale Naturraum
Der Standort, im Südwesten von Salzderhelden, liegt in der Leineaue. Geographisch (nach der naturräumlichen Gliederung) gehört dieser Abschnitt zur sog. Leine-Ilme-Senke und damit zur Haupteinheit Weser-Leinebergland.
Der Name „Salzderhelden“ geht wahrscheinlich auf das mittelalterliche „Salz an der Halde“ zurück. Durch die Salzgewinnung erlangte der Ort eine überregionale Bedeutung und war zeitweise Herzogssitz.
Entstehung des Salzes: Im Erdzeitalter des Zechsteins (vor 258 bis 250 Mio Jahren) wurden im damaligen Germanischen Becken riesige Salzschichten abgelagert, so auch im heutigen Leinetal. Gelangten diese an die Erdoberfläche, wurden sie auf Grund ihrer großen Löslichkeit und der damit einhergehenden geringen Verwitterungsresistenz schnell wieder abgetragen. Schützte sie ein noch auflagerndes Deckgebirge, so konnte das Salz (z.B. wie im nahegelegenen Vogelbeck oder – im größeren Rahmen – in Volpriehausen im Solling) im Tiefbau über Stollen und Schächte als wichtiger Rohstoff gewonnen und abgebaut werden. In Salzderhelden und auch im nahe gelegenen Sülbeck nutzte man salzhaltiges Quell- und Brunnenwasser (später auch Tiefbohrungen), um damit eine Saline zu betreiben und das Salz zu gewinnen.
Zum Schutz der Salzförderung wurde im 13. Jahrhundert die (Heldenburg) errichtet. Die Salzgewinnung in Salzderhelden dauerte fast 800 Jahre an und wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eingestellt. Der noch erhalten gebliebene Bohrturm (aus dem Jahr 1884) fiel im Jahr 2020 einem Brandanschlag zum Opfer und brannte völlig aus.
Das Leinetal zwischen Northeim und Einbeck ist Teil eines riesigen Grabensystems (Mittelmeer-Mjösen-Zone), das sich etwa von Marseille (Mittelmeer) bis in die Nähe von Oslo (Mjösa-See) erstreckt.
Durch einen Bruch in der Erdkruste entstand der ca. 60 km lange Leinetalgraben, in dem die Gesteinsschichten um ca. 600 m abgesunken sind. Die Hauptereignisse der Grabenbruchbildung haben vor ca. 20 Millionen Jahren stattgefunden. Im Leinetalgraben befinden sich unter einer Lösslehmdecke, die gute Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung bietet, in der Regel Gesteinsschichten, die ein jüngeres Alter als die Gesteine am Rande des Grabens haben, da hier ein Großteil der einst abgelagerten Schichten im Laufe der Erdgeschichte wieder abgetragen worden ist, während er im Graben erhalten geblieben ist. Wenn in einem abgesenkten Graben die
Gesteinsschichten besser vor Erosion geschützt sind als auf dem Grabenrand und seinem Umland, kann es passieren, dass in Schichtstufenlandschaften, die sich in der Regel aus Wechsellagerungen von Gesteinsschichten aus verwitterungsresistenteren (Stufenbildner) und weniger gut verwitterungsresisten Schichten (Hang- oder Sockelbildner) zusammensetzen, der Stufenbildner auf dem nicht abgesenkten Bereich schon komplett abgetragen, im abgesenkten Bereich aber noch erhalten ist und als „Zeugenberg“ aus der Landschaft herausmodelliert wird. Beispiele: Sülbecker Berg und Sülberg im angrenzenden Einbeck-Markoldendorfer Becken. Diese beiden Berge bilden Kuppen aus Quarzit (harte Sandsteine) des Oberen Keupers (Rhät), die in ehemaligen Steinbrüchen als Werkstein abgebaut wurden. Vom Standort aus in südsüdöstlicher Richtung sind diese Erhebungen zu erkennen. In südöstlicher Richtung sehen Sie einige Häuser der Ortschaft Vogelbeck und die angrenzenden Kalksteinbrüche (Unterer Muschelkalk), in denen bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts Kalk abgebaut und in einem Zementwerk (auf dem ehemaligen Gelände des Kalisalzbergwerks Siegfried) verarbeitet wurde. Der Abbau des Kalks (als Schottermaterial für den Straßen- und Wegebau) wurde im Jahr 2017 eingestellt. Ein Teil des Steinbruchs wird als Boden-Deponie genutzt. Aufgelassene Steinbrüche können oftmals Sekundärlebensräume entstehen lassen, die einen unschätzbaren Wert darstellen.
Das Leinetal bildet hier bei den regelmäßig auftretenden Hochwassern ein Retentionsgebiet. Ursache vieler Hochwässer ist die Tatsache, dass alle Flüsse aus dem Westharz bzw. seines Vorlandes in die Leine entwässern. Um sich vor diesen, z.T. sehr bedrohlichen, Hochwässern zu schützen, wurde 1992 das Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden fertiggestellt und 1994 in Betrieb genommen. Betrieben, gesteuert und überwacht wird das System vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Durch den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens hat sich ein bemerkenswerter positiver Effekt im Hinblick auf den Natur- und, insbesondere den Vogelschutz ergeben, so dass ein Teil von Polder I des Hochwasserrückhaltebeckens 1995 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Seit 2002 ist dieser Bereich auch Teil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Leinetal bei Salzderhelden“, zu dem auch die Naturschutzgebiete „Leineniederung“ und „Wasservogelreservat Northeimer Seenplatte“ gehören.
Unter www.naturerlebnis-leinepolder.de (betrieben von den Naturscouts Leinetal und naturgucker.de) gibt es eine Vielzahl von Informationen über diese Region, u.a. sieben „Hörspiele“ (Hörstationen), die z.B. unterwegs u.a. über Smartphone aufgerufen werden können. Am Standort befindet sich die Hörstation 13 (Kiebitz-Fleck).
Zur Schaffung eines weiträumigen, leistungsfähigen Abflussprofils bei Hochwasser erfolgten neben dem Ausbau der Rhume auch Abgrabungen des Vorlandes, wodurch innerhalb der beidseitigen Deichlinien Feuchtbiotope entstehen konnten. Auf die Grünflächen nördlich des Standorts können sich bei Hochwasser die Wassermassen ausbreiten und sie überschwemmen. Derartige Retentions(Rückhalte)- flächen haben die Aufgabe, einen Teil des Abflussvolumens während eines Hochwasserereignisses zurückzuhalten. Sinkt der Pegel wieder, fließt das Wasser mit einer Zeitverzögerung in den Fluss ab, so dass die Hochwasserwelle deutlich gedämpft wird.
Standort
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